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 Arte blickt auf die Bucht (Lebenssplitter Teil 1)

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BeitragThema: Arte blickt auf die Bucht (Lebenssplitter Teil 1)   Arte blickt auf die Bucht (Lebenssplitter Teil 1) Icon_minitimeMo 5 Mai 2008 - 20:12

Arte sitzt auf seiner Veranda und liest gelangweilt und zum wiederholten Mal in seinem dicken Folianten über die Hochgeborenen. Dieser Illudan ist schon ein schräger Vogel. Und was hatte sich eigentlich dieser Dalatranos gestern auf der Höllenfeuerhalbinsel gedacht? Doch Artes Gedanken schweifen ab. Sein Blick hebt sich immer wieder und seine Augen suchen langsam und verträumt die Bucht ab. Wonach eigentlich? Er wußte es selber nicht. Schiffe laufen ein und aus und spülen Freund und Feind an Land. Auf keinen von beiden hatte er weder damals noch heute gewartet. Und auch Grimbel der Schiffsmeister wußte, wenn gefragt, nur von Zeiten zu berichten, die bedeutungsvoller waren als die heutigen.

Als Arte vor einigen Wochen das Zimmer über Jazziks Gemischtwaren hier in Ratchet mietete, hatte er damit die Hoffnung verbunden, ein wenig Ruhe zu finden. Ratchet war der geeignete Ort dafür. Da war es ihm auch egal, dass Jazzik ein Halsabschneider ist, der ein Gold pro Woche für diese einfache Stube mit dem verlaustem Bett und einigen maroden Lagerkisten verlangte. Die Veranda allerdings mit seinen bescheidenen Sitzgelegenheiten und diesem wundervollen Blick auf die Bucht war für Arte mehr wert als das wöchentliche Goldstück. Inzwischen hatte er sich sein neues Zuhause für seine Bedürfnisse eingerichtet. Neben dem Tisch auf der Veranda steht seine Flatterbatz-Pfeife und Samuel der Dorftischler hat für Artes ehrwürdiges Hanzo-Schwert eine zweckmäßige, aber stilvolle Vitrine angefertigt. Die Einweihung dieser Vitrine feierte Arte ausgelassen mit Liv, Samuel und Wiley bei einigen Flaschen Portwein in Wileys Gasthaus. Was war das für ein Abend. In Orgrimmar war Braufest und frühmorgens torkelten all die Nachtschwärmer bei Wiley ein, die in Orgrimmar keine Unterkunft mehr gefunden hatten. Arte glaubte auch, Deljon, seinen Blutritterfreund, im Arm einer Orkin erkannt zu haben. Diesen Gedanken verfolgte er aber nicht weiter, da dieser Anblick erstens zu absurd war und Arte zweitens aufgrund seiner fortgeschrittenen Trunkenheit reichlich Schwierigkeiten hatte, seine Augen auf absurde Vorkommnisse zu fixieren. Am nächsten Tag glich Wileys Gasthaus einem Kriegslazarett nach dem Einschlag einer alliierten Gnom-Schurken-Bombe. Die Hordler lagen kreuz und quer im Raum, sichtlich zufrieden, der wütend tobenden Sauf-Schlacht des Vorabends lebendig entkommen zu sein. Von Deljon war keine Spur mehr, aber dafür wimmelte es in der Bucht vor herrenlosen Wolpertingern, die sich übermütig fortpflanzten.

Der Paladin legt den Folianten beiseite, erhebt sich gemächlich von seinem Stuhl und tritt an sein Weitblick-mit-Durchsicht 3000, ein Fernrohr mit einer 500er Brennweite, die so gestochen scharf funktioniert, das Arte die Essensreste auf Grimbels Hemd am Steg eindeutig als wochenalt und unentfernbar identifizieren konnte. Es war eine Spezialanfertigung der Werkstattassistentin Liv Ritzelflick. In der Bucht gibt es heute nichts Auffälliges zu entdecken. Der Wind streicht durch die Palmen und die feuchtwarme Luft des Südstroms vor Ratchet verbreitet einen angenehmen und frischen Duft. Flugmeister Bragok striegelt seine Greifen, die Bankangestellten Fuzzruckel und Zikkel spielen vor der Bank eine Partie Skezzer und Grimmspindel spült am Strand neben dem Steg frisch gefärbte Tuchballen. Ein normaler Tag. Für Arte war Ratchet inzwischen wieder zur Heimat geworden. Hier wuchs er auf, hierher kehrte er zurück, nachdem er für seine Blutritter-Ausbildung durch ganz Azeroth gereist war. Doch er hatte sich verändert. Auf dem Schlachtfeld setzte er alles daran, als erster duch die feindlichen Linien zu brechen. Das hat ihn abgehärtet und seinen Mut gestärkt. Oft genug war er dem Tod näher als der Rettung, aber er war stets darauf vorbereitet gewesen, dem Gegner im Moment des Todes in die Augen zu schauen. Es gab nicht wenige in seinen Reihen, die ihn als lebensmüde bezeichneten. Vielleicht war und ist es so. In seinem Leben sind ein paar Kleinigkeiten anders verlaufen, als er es erwartet hatte. Das hatte ihn nicht weiter gestört. Er wurde getragen von der Gewissheit, ein guter Kämpfer zu sein. Die blutigen Erlebnisse verarbeitete er in zynischen Versen und er verpasste keine Gelegenheit, sich über seine Mitstreiter lustig zu machen. Dies brachte ihm im Regiment den Posten des Barden ein. Es war zufällig kein besserer da, also nahm er diese Aufgabe an. Dadurch bekam er immerhin einen höheren Sold und einen zusätzlichen freien Tag in der Woche. Arte lernte die Kunst des Dichtens nur aus einem einzigen Grund zu schätzen: Er konnte den Worten der Wahrheit ein Kleid anziehen und alle fanden es hübsch. Wohl gemerkt immer aus seiner Sicht der Dinge. Allzu oft redete er bis dahin ohne nachzudenken und handelte sich eine Menge Ärger und Streit ein. Nun war es fast unbedeutend, was er sagte, wenn er seine zynischen Worte nur hübsch verpackte. Das Leben wurde für ihn zu einem Spiel mit einfachen Regeln. Sein Mentor Tsunetamo sagte auf der Landstraße einst zu ihm:"Ist der Elf nicht bloß eine Marionette? Es ist ein Wunder, dass er laufen, springen und sogar sprechen kann, obwohl gar keine Fäden an ihm befestigt sind. Unsere Welt ist ein Trugbild, die Elfen und auch die anderen Rassen vergesssen das immer." Schon vorher, aber spätestens seit diesem Gespräch gab es für Arte kaum noch Dinge von Bedeutung. Er bildete sich ein, eine Marionette zu sein, die die Fäden selbst in der Hand hält. Er dachte, er hätte den anderen gegenüber einen Vorsprung.

Doch in den vergangenen Wochen hatte er erkannt, dass es häufig von den scheinbar unbedeutenden Dingen abhängt, ob etwas gelingt oder nicht. Die Tatsache zum Beispiel, dass er diesen Troll mit sich rumträgt, hat ihn nie sonderlich beeindruckt. Er machte sich auch nie die Mühe, die Dinge so zu beurteilen, wie sie wirklich sind. Heute ist das anders. Heute hat der Troll seine volle Aufmerksamkeit. Artes Neugier, im Moment seines Todes nicht dem Gegner, sonderm diesem Troll in die Augen zu sehen, wächst von Tag zu Tag.

Arte steht in gebückter Haltung vor dem Stativ seines WmD 3000 und legt den Kopf langsam und nachdenklich zur Seite. Das eben noch Beobachtete, besteht jetzt nur noch aus farbigen Punkten in der Ferne. Grimbel ist nicht mehr zu erkennen und er sieht nun aus wie der Fleck auf seinem eigenen Hemd. Ein wager Umriss, gefüllt mit unterschiedlich hellen und dunklen Flächen. Arte zieht eine Grimasse und schiebt ein Auge wieder vor die Linse des Fernrohrs und beginnt abwechselnd mit seinen Augen zu blinzeln. Links, rechts, links, rechts, ...nah, fern. Schmunzelnd erhebt er sich und beginnt, vorsichtig und nachdenklich die Steckverbindungen des Fernrohrs auseinander zu nehmen. Dann verstaut er sie fachmännisch im Futteral und schlendert über die Veranda in sein Zimmer. Sein WmD 3000 verstaut er in einer Schublade unter der Hanzo-Vitrine. Zeit für eine Partie Skezzer mit Wiley.
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