Arte und der Marquis (Lebenssplitter Teil 9)

"Der erste und bekannteste von ihnen war Prinz Arthas Menethil, einst ein mächtiger Paladin der Silbernen Hand, der in dem verzweifelten Versuch sein Volk zu retten, seine Seele opferte, um die Runenklinge Frostgram an sich zu bringen." Diese Worte hallten noch in Artes Kopf nach, während er auf Kaeshtak, seinen neuen Ausbildungsleiter wartete.

Die Frage, wofür er seine Seele bisher hergab, beschäftigte ihn seit geraumer Zeit. In seiner langen Zeit als Paladin der Argenturdämmerung hatte er Weggefährten gefunden und verloren, er war in Gilden und ist wegen seiner vorlauten Art und Unbeugsamkeit wieder rausgeflogen, er hatte andere tagelang mit seiner Lyrik verspottet, er glaubte Freunde gewonnen zu haben, die ihn kurze Zeit später doch wieder verließen, er zog in den Krieg und ließ sich auf dem Schlachtfeld immer als Erster verprügeln... doch am Ende blieb immer nur das fade Gefühl, zwar dabei zu sein, aber nicht dazu zu gehören.

Nachdenklich blickte Arte sich um und stützte seinen Kopf auf seinen riesigen Fäusten. Dieser Raum atmete den Tod. Ein Geruch verbreitete sich, den Arte nur allzu gut kannte und der ihm keine Angst mehr machte. Ihm kam der Gedanke, dass er schon längst keine Seele mehr hatte, die er opfern könnte. Die unbeschwerte Zeit im Brachland war vorbei. Dieser Krieg wird kein Ende finden. Der Duft der Blumen und die angenehme Röte der Abendsonne auf Wileys Terasse werden ihn nicht mehr täuschen können. Während Arte noch lange Zeit daran glaubte, für ein besseres Leben für sich und seine Weggefährten zu kämpfen, war ihm nun klar, dass er selbst diesen Tag nicht mehr erleben wird.

Arte ist ein geübter Kämpfer mit einer guten Ausrüstung; ...einer, dem man nur schwer etwas anhaben kann... einzig er selbst steht sich mit seiner gnadenvollen Art, einen Kampf fair zu führen im Weg. Damit sollte jetzt Schluss sein und er erinnerte sich an das erste Gespräch mit Kaeshtak.
"Keine leichte Entscheidung für dich Arte... Es sieht so aus, als könntest du mit deinem Leben und deinen Erfolgen zufrieden sein."
Arte nahm das Zahnholz aus dem Mund und schnalzte.
"Macht mich zu einer Maschine und ich bringe euch den Tod... wenn ihr wollt werde ich ihn danach auch gerne für euch besingen."
"Ich hoffe ihr tut es nicht aus Langeweile. Wenn ich mir die Liste eurer Erfolge ansehe, macht es fast den Eindruck."
"Seid gewiss Kaeshtak,... ich weiss, was ich tue."
"Nun denn,... lasst uns sehen, ob ihr das Zeug zum Todesritter habt. Ihr erinnert mich im übrigen an einen guten Freund. Wir nannten ihn den Marquis. Aber das ist eine lange Geschichte, die ich euch später einmal erzähle.... vielleicht schon bald."

In diesem Moment betrat Kaeshtak schwungvoll und energisch den Raum und riss Arte aus seinen Gedanken.
"Ah,... der junge Todesritter Marquisalle betritt die ehrwürdigen Hallen der Todgesagten"
Arte protestierte schwach und ohne Nachdruck.
"Hört auf, mich so zu nennen Kaeshtak... ich heisse Arte"
"Wie du meinst.... bereit und ausgeschlafen?"
Arte nickte und zog die Riemen seiner Rüstung an.
Die beiden gingen zum Training in die Halle und Kaeshtak legte Arte dabei fast freundschaftlich den Arm um die Schultern.
"Glaub mir Marquisalle, wenn du mit dieser Ausbildung fertig bist, wünschtest du dir, ein Arte wäre nie geboren," und zwinkernd fügte er hinzu "und deine Gegner sowieso."



:::Arte ist tot, lang lebe Arte:::