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 Jesyca

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Katlyn

Katlyn


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BeitragThema: Jesyca   Jesyca Icon_minitimeMi 10 März 2010 - 1:53

Jesyca wuchs in ihrem wohlbehüteten Elternhaus auf. Ihr Vater war ein Sonnentempler und ihre Mutter sorgte sich um den Haushalt. Beide kümmerten sich sehr um ihr wohlbefinden und lasen ihr fast jeden Wunsch von den Augen.
Als Jesyca alt genug für eine Ausbildung war, strebte sie den Weg der Sonnentempler an und lehrte alles Wissenswerte im Umgang mit der Magie des Lichts. Während ihrer Ausbildung wurde hin und wieder die Kehrseite des Lichts, der Schatten erwähnt. Jedoch der damalige König Anasterian Sunstrider hatte diese Form der Maige verboten, da sie angeblich zu gefährlich sei. Dies konnte Jesyca nicht verstehen. Um gegen die zahlreichen Feinde bestehen zu können, müssten sie sich doch eher jegliche Form der Magie aneignen.
Immer öfter versuchte sie alleine auf ihrem Zimmer diese dunkle Form der Magie zu ergründen. Hin und wieder begab sie sich nachts auch in einen Übungsraum mit einem großen magischen Kristall, um mit Hilfe dieser konzentrierten arkanen Magie besseren Zugang zu den Schatten zu erlangen. Es war zwar gefährlich und könnte ihren Kopf kosten, wenn es raus kommen sollte. Dazu wollte sie es nicht kommen lassen und achtete peinlichst darauf, dass niemand etwas davon mitbekommen würde.
Auch nach ihrer Ausbildung blieb sie im Sonnentempel und entdeckte dort ihre Gefühle für ihren damaligen besten Freund. Teldarmes war ebenfalls ein Sonnentempler und ein gebildeter, gut aussehender Elf mit dem sie jede freie Minute verbrachte. Nach einiger Zeit verliebten sie sich und planten eine gemeinsame Zukunft. Aber nicht einmal ihm erzählte sie etwas über ihre Forschungen mit dem Schatten.

Eines Nachts begab sich Jesyca wieder in den Raum mit dem großen Kristall und ergründete die Schatten. Es gelang ihr bereits die Schatten auf eine Übungsattrappe zu legen und würde diese Leben, müssten sie wohl unerträgliche Schmerzen erleiden.
Ein Räuspern lies sie aus ihren Gedanken aufschrecken. Hohepriester Andorath stand im Eingang des Raumes. Sein strafender Gesichtsausdruck und die verschränkten Arme ließen erahnen, wie aufgebracht er über diese Entdeckung sein musste.
„Ihr wisst, dass das Verwenden von Schattenmagie verboten ist und dass die Todesstrafe dafür verhängt wird?„
„Ja Sir, das ist mir bekannt. Doch kann ich es nicht Verstehen. Hätten wir im Trollkrieg alle Arten der Magie verwendet, hätten wir mit Sicherheit keine Hilfe benötig. Wir sollten uns jegliche Art der Magie zunutze machen und sie nicht aus Angst verbieten. Wie sollen wir unsere Heimat schützen können, wenn wir nur mit solchen schwachen Formen der Magie umgehen können?„ Erwiderte Jesyca ertappt und verteidigend.
„Diese Frage steht Euch nicht zu. Ihr habt gegen das Verbot diese Schule der Magie verwendet. Grundlos wird sie der König nicht verboten haben. Gesetz ist Gesetz!„
„Und was gedenkt Ihr jetzt zu tun? Mich dafür Bestrafen, dass ich für unser Blut die Schattenmagie ergründe? Bestrafen, weil ich mich mit dieser engsichtigen Sichtweise der Schwäche nicht abfinden will? Wie sollen wir unsere Magie perfektionieren, wenn wir nur auf solche schwache Formen zurückgreifen dürfen? Denkt doch selbst einmal nach, wie weit uns diese Formen der Magie bringen.„
„Ihr wagt es das Wort des Königs in Frage zu stellen?„
„Ihr seid nichts weiter als ein feiger Schosshund des Königs. Aus Angst vor eventuellen Folgen verkriecht Ihr euch und nehmt es in Kauf, auf Grund solch einer Fehlentscheidung unser Blut zu schwächen. Eigentlich solltet Ihr als Hohepriester am Wohle unseres Volkes interessiert sein und es nicht noch zu beschneiden und schwächen, damit es wehrlos bei einem Angriff da steht.„
Ein fanatisches Schmunzeln huschte über die Lippen des Hohepriesters als er sich aus seiner verschränkten Haltung löste und sich langsamen Schrittes vor sie stellte.
„Ihr habt keine Ahnung, junges Ding. Ihr seid mutig und habt mit Euren Worten mein Interesse geweckt. Ihr wollt also wirklich diesen Weg einschlagen? Nun habt Ihr die einmalige Gelegenheit euren Worten auch Taten folgen zu lassen. Doch warne ich Euch nur dieses eine mal. Verliert Ihr nur ein Wort darüber, werdet Ihr sofort getötet. Ihr werdet mich nun zum Rat begleiten.„
„Kein Wort wird meine Lippen verlassen Sir.„ Willigte Jesyca überrascht über die Wendung des Gesprächs ein. Sie war zwar von der Entscheidung des Hohepriesters nicht begeistert, doch blieb ihr als Alternative vermutlich nur der Tod, wenn der König davon erfahren sollte.
Zusammen begaben sie sich in das Quartier des Hohepriester. Nach einem kurzen Gespräch und vermummt in einem dunklen Umhang mit tief ins Gesicht gezogener Kopfbedeckung verließen sie den Tempel und begaben sich nach Silbermond. In einer dunklen Gasse gingen sie in den Keller eines alten, teils heruntergekommenen Hauses. Im innern warteten bereits einige ebenfalls in dunkle Umhänge vermummte Gestalten. Jesyca wurde es unbehaglich, als sie alle Augen auf sich gerichtet fühlte.
„Das ist meine neue Assistentin. Ich habe sie eben dabei erwischt, wie sie heimlich Schattenmagie angewandt hatte. Sie besitzt die nötige Affinität und alle Voraussetzungen dafür.„ Verkündete der Hohepriester den anwesenden Gestalten.
„Schwöre uns, dem Rat der San’layn absolute Treue und Gehorsam. Verliere niemals ein Wort über uns oder stelle uns in Frage. Der geringste Zweifel wird Euer Todesurteil sein, oder schlimmeres...„ Zischte die kühle Stimme der vermummten Gestalt in der Mitte des Kellergewölbes.
„Ich schwöre absoluten Gehorsam und Treue. Kein Wort wird jemals meine Lippen verlassen.„
„So sei es. Tragt diesen Ring und legt ihn niemals ab. Er lässt uns zu jeder Zeit überprüfen, ob Ihr auch zu eurem Wort steht.„
Ohne zu zögern legte Jesyca den Ring an und verbeugte sich tief vor den Anwesenden. Der Ring passte auf ihren zierlichen Finger als würde er für sie hergestellt worden sein. Ein grüner kleiner Stein wie ein Smaragd war darin eingebettet, welcher kaum merklich glimmend pulsierte.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren nahmen sie den freien Platz im Kreis ein. Jesyca hatte sich hinter den Hohepriester gesetzt, wie er es ihr mit einer leichten Handbewegung gedeutet hatte. Viele der Anwesenden hatten einen Assistenten bereits hinter sich zum verstärken der Magie.
Was sie nun zu sehen bekam, sprengte alles bisher gesehene und überstieg ihren Wissenshorizont bei weitem. Ein toter Elf erwachte in Mitten eines Rituals vor ihren Augen. Wie eine Marionette und mit toten, milchigen Augen ließ er sich kurze Zeit von der vermummten Gestalt steuern, bevor dieser in sich zusammenbrach und in grünlich schwarzem Feuer verbrannte.
„Wir haben es geschafft. Mit der Magie des wahren Königs werden wir hunderte zur selben Zeit steuern können ohne das sie verbrennen. Sein Champion ist bereits auf dem Weg und wird sogar schon Morgen mit seiner Armee hier eintreffen. Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?„ Peitschten die eisigen Worte der vermummten Elfe durch den Raum. Alle Anwesenden im inneren Kreis nickten auf ihre Frage.
Jesyca verstand die Welt nicht mehr. Der wahre König musste ein Anderer wie Anasterian Sunstrider sein. Doch wer sollte es sein und vor allem, welches Ziel würde er verfolgen?
Jesyca versuchte nicht weiter darüber nachzudenken. Sie merkte bereits, dass sich einige Zweifel in ihr regten. Und bevor es jemand mitbekommen würde, unterdrückte sie alle weiteren Gedanken darüber und konzentrierte sich nur noch auf die Aufgabe.

Einige Zeit später und nach einigen weiteren finsteren Ritualen verließen die Anwesenden nach und nach das Kellergewölbe. Auf dem Weg zurück in den Tempel schwieg Jesyca. Sie ging davon aus, dass so kurz vor der Ankunft des Champions jedes falsche Wort umgehend ihr Leben beenden würde.
Zurück in ihrem Gemach schlief Teldarmes so wie sonst immer wenn sie Nachts heimlich ihren Forschungen nachging. Doch diesmal konnte sie sich nicht leise unter die Bettdecke zu ihm kuscheln. Vorsichtig weckte sie Teldarmes und erzählte ihm die ganze Geschichte, während sie versuchte den Ring abzulegen, was ihr aber nicht gelang. Er muss wohl magisch an sie gebunden sein und lies sich mit keinem der bekannten Zauber lösen.
„Wir müssen sofort zum König und ihm alles erzählen.„ Sprach er aufgebracht und begann sich anzuziehen.
„Hoffentlich ist es noch nicht zu spät ...„

Zusammen eilten sie aus dem Tempel. Kurz vor Silbermond auf dem Weg zum Palast versperrte eine vermummte Gestalt den Weg. Jesyca wusste sofort, zu wem dieser Umhang gehören würde. Abrupt stoppten sie und versuchten die Gestalt zu umgehen. Doch auch hier wurden sie bereits erwartet und umzingelt.
Ohne zu Zögern griffen sie die Gestalten an und riefen während des Angriffs laut nach den Wachen. Doch waren sie beide den magischen Künsten der vermummten Elfen unterlegen. Und auch keine Wache reagierte auf die Rufe.
Jesyca und Teldarmes wollten nicht aufgeben. In diesem Kampf ging es nicht nur um sie, sondern ihre Niederlage könnte schlimme Folgen für Silbermond haben. Und so mobilisierten sie alle ihnen zur Verfügung stehenden Kräften und auch obwohl es ein aussichtsloser Kampf gegen mehrere übermächtige Gegner war... sie durften um keinen Preis aufgeben. Während des unermüdlichen Kampfes wurden beide schwer verletzt, bevor sie zu Boden gingen und ihr Bewusstsein verloren.

Einige Zeit später kam Jesyca langsam wieder zu sich. Ihr war kalt... unsäglich kalt... elendig kalt... das war das erste und das einzige, was sie fühlte. Wenigstens hatte es den Vorteil, dass die Kälte den Rest der Schmerzen fast vollends betäubte...
Vorsichtig öffnete Jesyca die Augen, während ihr Körper anfing, ob der Kälte heftig zu zittern, und zunächst sah sie alles verschwommen. Sie erinnerte sich, zuletzt noch die Sterne gesehen zu haben und an Fetzen aus einem seltsamen Traum. Ein seltsamer dichter Nebel hing über ihr und trübte ihre Sinne.
Ein schwerer Hustenanfall überfiel sie plötzlich und erinnerte sie wieder an den Ernst der Lage und als ihr Blickfeld endlich wieder klar war, sah sie sich sofort um und entdeckte Teldarmes, was ihr wieder Hoffnung gab.
Die Hoffnungen wurden äußerst schnell enttäuscht, denn wie sie feststellen musste, befanden sie sich in dem Kellergewölbe wo zuvor das Treffen abgehalten wurde und Teldarmes lag regungslos einige Schritte entfernt auf dem Boden. Diese unsägliche Kälte ging von dem Ring an ihrem Finger aus, wie sie langsam bemerkte. Und wenn Teldarmes tot ist...
Resigniert seufzte sie auf... es hatte einfach keinen Sinn... sie hätte ahnen müssen, was die San’layn tun würden... diese verfluchten Elfen würde sie nicht mehr gehen lassen... aber Moment!
Ein leises Lächeln trat auf Jesyca’s Gesicht... es war doch so einfach... sie brauchte einfach nur liegen bleiben und abwarten, bis die Verletzungen sie überwältigten... so wie sie gerade fror, konnte das nicht mehr lange dauern.
Sanft ließ sie ihren Kopf zurück sinken und schloss die Augen, abwartend, während ihrer Glieder immer tauber und tauber wurden, bis sie schließlich nicht mal mehr die Kälte fühlte.
Eigentlich eine gar nicht so schlimme Art, zu sterben... sie hatte sich den Tod schlimmer vorgestellt... wann war es wohl so weit? Würde sie einfach einschlafen?
Irgendein seltsames Geräusch durchbrach die vollkommene Stille um sie herum... ein seltsames Rascheln drang an ihr Ohr... war das Einbildung, oder war das dass Ende?
Irgendetwas Warmes berührte ihr Gesicht und riss sie aus ihren Todesgedanken...
Nun wieder neugierig öffnete Jesyca ihre Augen und keuchte überrascht auf: Neben ihr lag Teldarmes, welcher sie nun mit einem leisen Stöhnen und schmerzverzehrtem Blick ansah.
Jesyca hingegen kamen beinahe die Tränen... nun gab es wieder Hoffnung. Teldarmes war doch noch am Leben und mit vereinten Kräften würden sie vielleicht doch noch etwas unternehmen können.
Mit einem Ächzen rüttelte sie ihre gefühlslosen Glieder wieder wach und drehte sich mit einem Ruck auf den Bauch. Zwar waren ihre Bewegungen schwerfällig und ungenau wegen der Kälte, doch immerhin betäubte jene auch die Schmerzen, die sie sonst sicherlich haben würde.
Ungelenk kroch sie auf Teldarmes zu, griff über seine Brust und zog sich unelegant zu ihm; beunruhigt blickte sie an ihm runter, wo ihre Hand gerade etwas fester an seiner Brust gezogen hatte und erstarrte...
„Beim Licht, Teldarmes...„, flüsterte sie, während sie die längliche tiefe Wunde auf seiner blutroten Brust begutachtete, „Das schaffst Du nicht... und ich kann Dir in dem Zustand nicht helfen...„
Doch Teldarmes ignorierte ihre Worte einfach und richtete sich, begleitet von schmerzvollem Keuchen, auf. Sogleich begann er einige vorsichtige Schritte nach vorne zu machen, dann beschleunigte er langsam und stolperte schlürfend zur Tür. Gerade als er nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war, als Teldarmes beinahe stürzend zum stehen kam und kraftlos zusammen sackte.
Schnell wollte Jesyca rüber rutschen und ihm helfen, doch ihr fehlte schlichtweg die Kraft und ihre Gliedmaßen weigerten sich einfach, noch irgendeine weitere Bewegung auszuführen.
„Teldarmes?„, krächzte sie, während sie sich mit letzter Kraft nach vorne zog und mit ihrer Hand über seine Wange streichelte, doch das immer schlimmer von hustenartigen Anfällen durchschüttelte Keuchen Teldarmes beantwortete ihre Frage auf eine Art, die die Verzweiflung in ihr hochsteigen ließ.
„Nein... bitte verlass mich nicht... ich... kann nicht mehr...„, fing Jesyca an zu schluchzen, während sie sich mit einem Ruck nach vorne sinken ließ und den schweißgetränkten Hals Teldarmes zitternd umarmte, doch es war vergeblich.
Machtlos musste Jesyca mit anhören, wie das Keuchen ihres Geliebten immer schwächer, das Auf und Ab seiner Brust immer flacher wurde, bis es schließlich ganz ausblieb...
Sie hatte keine Kraft mehr zu schreien... keinen Willen mehr, sich wieder aufzurichten... keine Hoffnung mehr, noch irgendwie weiter zu machen, und so blieb sie einfach liegen, ihr verstorbener Geliebter umschlungen, während sie auf irgendeine Art von Erlösung wartete...
Jegliches Zeitgefühl war ihr verloren gegangen, sie wusste nicht, wie lange sie so verharrt hatte, und ihre Wahrnehmung begann langsam zu verschwimmen, als es plötzlich einen Ruck unter ihr gab.
Einen Moment lang lies diese Überraschung Jesyca wieder wacher werden, und tatsächlich, ein weiterer Ruck durchschüttelte sie und mit einem mal kam Bewegung neben ihr zustande.
Fassungslos keuchte sie auf, als Teldarmes sich plötzlich wieder aufsetzte. Einen Moment lang wollte sie vor Freude aufschreien, doch die kalte Erkenntnis kam ebenso schnell, wie die Überraschung...
Ihr Geliebter atmete nicht... seine Brust hoben sich nicht... und seine Bewegungen waren anders, aber unheimlich kraftvoll und sicher, als er sich vollends aufrichtete und sich ihr zuwendete. Einen Moment lang verharrte ihr Geliebter, dann beugte er sich zu ihr runter und sprach in einer kalten, gleichgültigen Stimme, wie sie diese noch nie von ihm gehört hatte:
„Er will Dich lebend und ich werde Dich zu ihm bringen...„
Ohne Vorwarnung donnerte seine Faust mit einer ungemeinen Kraft in ihr Gesicht, was ihr erneut das Bewusstsein raubte.

Ein lautes Rauschen und Tosen ließ sie langsam erwachen... wie lange sie geschlafen hatte, konnte sie nicht einschätzen, doch als sie einatmete, schmeckte sie frische und salzige Luft.
Das Auf und Ab unter ihr zeugte davon, dass sie immer noch unterwegs war, die Kälte, die sie spürte, zeugte davon, dass sie immer noch am Leben war.
Seltsamerweise schien ihr die Kälte jedoch kaum noch was auszumachen. Ihre Glieder bewegten sich nur schwach, doch war sie ohne Zweifel noch am Leben, was wohl auch ein Werk des dunklen Ringes sein dürfte.
Nun öffnete sie langsam ihre Augen und kaltes, helles Tageslicht blendete sie kurz. Der Himmel war völlig klar, genauso wie die Luft um sie herum, das Rauschen musste wohl das Meer sein, doch wo war sie?
Langsam sank ihr Blick nach unten und ließ sie überrascht aufkeuchen: Sie saß auf einem Reittier... sie befand sich tatsächlich am Meer... alles ist mit Schnee bedeckt und Teldarmes führt das Reittier!
Angestrengt versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen, und mit einem Mal wusste sie, wo sie war...
„Du... bringst mich nach... Northend?„, flüsterte sie leise, während ihr bewusst wurde, wie lange sie weggetreten gewesen sein musste, doch Teldarmes reagierte nicht, während er auf ein unbekanntes Ziel zuhielt.

Krampfhaft überlegte Jesyca, was das wohl alles zu bedeuten hatte, und in ihrem Verstand regte sich eine warnende Schlussfolgerung, doch sie erkannte sie nicht... sie hatte nicht mehr den Willen und die Kraft für neue, schlimme Erkenntnisse.
Mit seltsamer Gelassenheit reflektierte sie über die vergangenen Ereignisse und realisierte mäßig erstaunt, dass sich in ihr kaum was dabei regte. Der Tod ihres Geliebten, die Schrecken und die Tragik ließen sie beinahe völlig kalt.
Fast war es, als würde die Kälte nicht nur ihren Körper betäuben und langsam einfrieren, sondern auch ihren Geist mit Raureif und Eis überziehen.
Das einzige, was durch die frostige Hülle noch hindurch schien, war das nagende Gefühl stumpfer Verzweiflung und nicht zuletzt die kalte Präsenz dumpfer Apathie.
Plötzlich stoppt Teldarmes das Reittier und Jesyca erkannte, dass er seinen Teil der Aufgabe nun wohl beendet hatte. Er deutete ihr, dass sie absteigen solle.
Müde versuchte Jesyca, der stillen Aufforderung nachzukommen, doch ihre Glieder waren zu kraftlos... zumindest bis gerade.
Kaum überrascht sah sie, wie der Stein auf dem Ring aufleuchteten und sogleich spürte sie, wie sie von einem Kraftschub durchdrungen wurde.
Umgehend war es ihr möglich abzusteigen, und obgleich sie sich nicht wirklich frisch und ausgeruht fühlte, bewegten sich ihre Beine doch mit neuer Stärke und Sicherheit.
Langsam schritt sie an ihrem Geliebten vorbei, wo sie sich dann umdrehte und ihm in seine Augen blickte... tote, unheilig glühende Augen...
„Was nun... was soll ich hier? Warum hast Du mich hier her gebracht?„, fragte sie ihn leise, doch Teldarmes gab ihr immer noch keine Antwort, sondern stieg stattdessen in den Sattel. Gemächlich drehte er das Reittier weg, schritt an ihr vorbei, und fing sogleich an, davon zu galoppieren, ohne sie weiter zu beachten.
Verwirrt und resigniert blickte sich Jesyca um, doch um sie herum war nur eisiges Ödland... die einzige Bewegung, die zu sehen war, war das einsetzende Herabfallen von Schnee.
„Was nun?„, flüsterte sie noch einmal, eigentlich nur für sich selbst, keine Antwort von der Trostlosigkeit um sich herum erwartend, doch irgendetwas hörte sie... und irgendetwas... antwortete ihr.
Sie vermochte nicht zu sagen, woher die Stimme kam, ob sie diese wirklich hörte, oder nur in ihrem Geist wahrnahm, ob sie nun freundlich oder feindselig war... das einzige, was sie erkannte war... dass sie so kalt und trostlos war, wie das Land um sie herum... fast nur ein stilles Wispern.
Sanft und leise erklang sie... und flüsterte ihr drei einfache Worte zu... nur wenige simple Buchstaben... doch ihnen wohnte eine derartig unglaubliche Macht inne, dass sie für Jesyca wie ein stummer Befehl, eine stille Aufforderung klangen.
„Komm... zu... mir...„

Leicht verwirrt blickte sie sich ein weiteres mal um, nur um wiederum nichts zu sehen, doch mit einem Mal wusste sie plötzlich, wohin sie musste, als sei in ihrem Inneren plötzlich eine Art Kompass erwacht, der ihr den Weg nach Norden zeigte...
Einen Moment lang zögerte sie noch, als die leise warnende Stimme in ihrem Inneren ein letztes Mal aufschrie, doch dann verstummte sie, begraben unter einer kalten Eisschicht... für immer?
Langsam begann Jesyca, ihrem Ziel entgegen zu wandern. Es galt herauszufinden, was sie dort, im Norden, erwartete... vielleicht würde sie dort endlich Erlösung finden...
Und so schritt sie davon, stetig nach Norden blickend, während sie sich ganz beiläufig eine Haarsträne aus dem Gesicht wischte, die der kalte Wind ihr dorthin geblasen hatte, ohne zu bemerken, dass dies eine ganz besondere Art von Haarsträhne war, die die meisten Menschen normalerweise erst im Alter kennen lernten... es waren ihre ersten weißen Haare... so kalt und farblos, wie der Schnee, der auf sie hinab fiel und auf dem sie dahin schritt... so kalt und farblos, wie ihr Geist, der sich langsam, aber sicher seiner Umgebung anpasste... so kalt und farblos, wie ihre Existenz und die ganze Welt um sie herum...

Eine Erschütterung... ein kleiner Riss... Jesyca wusste nicht, wo sie war. Stock dunkel, nur dieser kleine Riss, der ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich zog.
„Wo bin ich?„, flüsterte sie leise. Es war kein Flüstern, es war nur ihre innere Stimme die sie vernahm. Nichts außer dieser betäubenden Kälte fühlte sie und der unscheinbare Riss. Sie tastete ihn forschend ab und konnte nicht deuten, was es mit ihm auf sich hat. Nur das er da ist und das er die einzige Unregelmäßigkeit darstellte.
Je mehr sie sich darauf konzentrierte, um so mehr stieg der drang, den Riss zu vergrößern. Ein leises Knacken wie von einer berstenden Schiffsblanke... der unscheinbare Riss war länger geworden. Sie bündelte all ihren Willen nur noch auf den Riss. Ein weiteres Knacken... noch eines... dann zerbrach die eisige Hülle.
„Wo bin ich?„, flüstere sie leise. Nur ein leises Rascheln war zu hören ... „Zu hören?„
Langsam und ungläubig öffnete sie die Augen und warmes, helles Tageslicht blendete sie kurz. Der Himmel war völlig klar und das Rascheln müssten wohl Blätter sein, doch wo war sie?
Erst jetzt merkte sie, dass sie auf dem Rücken lag und setzte sich langsam auf. Die Umgebung kam ihr bekannt vor, aber es wollte ihr einfach nicht einfallen, woher sie diese Landschaft kannte. Sie fühlte sich schwach, kraftlos und ausgelaugt. Langsam wurde es ihr wieder kühler, wie eine eisige Böe die langsam zunahm. Forschend blickte sie sich um und konnte nicht verstehen, warum es ihr in diesem warmen Gebiet immer kälter wurde, bis sie merkte, dass diese Kälte nicht von Außen kam. Ihr noch drüber Blick fiel auf den Ring. Etwas Unangenehmes ging von ihm aus und ja, auch diese Kälte.
Hecktisch riss sie ihn sich vom Finger und warf ihn voller Schauder von sich. Langsam wurde es ihr wieder wärmer.

Jesyca war so müde, dass sie sich erst einmal wieder hinlegte und einschlief. Im Traum sah sie eine Elfe eingehüllt in einer dunklen Robe mit tief ins Gesicht gezogener Kopfbedeckung. Etwas unheimlich Böses ging von ihr aus. Sie sah Bilder wie diese Elfe zusammen mit zahlreichen Ghulen, Monstrositäten und vielen weiteren untoten Diener der Geißel ganze Städte ausrottete. Männer, Frauen und Kinder schachteten sie skrupellos ab und verbreiteten die unheilige Seuche.
Grausame Bilder von zahlreichen strategischen Ausrottungen bis ins kleinste Detail geplant und mit einer Präzision durchgeführt, die die brutalsten Schänder vor entsetzen erblassen lassen würde. Mit eiskalter Berechnung und ohne jegliches Gefühl von Hass oder Liebe am Morden durchgeführt.
Wer war diese finstere Elfe? Bei allen Bildern konnte sie das Gesicht wegen der Kopfbedeckung nicht sehen. Ein Sturm tobte bei einer der Hinrichtungsorgien. Der Wind war so stark, dass er die Kopfbedeckung der Elfe zurückwarf und das Gesicht preis gab und Jesyca aus ihrem Traum riss.
Es war ihr Gesicht. Es war ihr Körper der an diesem Unheil beteiligt war. Auch wenn sie es Anfangs nicht glauben wollte, begriff sie voller entsetzen was der Lichkönig mit ihr angestellt hatte, während ihr Geist in einem Eisblock gefangen eingefroren war.

Angestrengt versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen und mit einem Mal wusste sie, wo sie war. Sie befand sich im Immersangwald ganz in der Nähe von Morgenluft. Doch das konnte nicht sein, oder doch?
Eine unheilig verseuchte Schneise feindlich für jedes Leben bahnte sich den Weg nach Norden. In der Ferne war Silbermond zu sehen und die Schneise führte genau darauf zu.
Jesyca wünschte sich, dass ihre Sinne ihr einfach nur einen Streich spielten und sie jeden Moment aufwachen würden. Aber nach einiger Zeit realisierte sie, dass es sich nicht um einen Traum handelte.
Ausgeruht und vom Schlaf gestärkt folgte sie der Schneise bis nach Silbermond. Vieles war wieder aufgebaut worden. Aber es hatte nicht mehr all zu viel mit dem einstigen Glanz von Silbermond gemeinsam. Auch dort wo einst ihr Familienhaus gestanden hatte, fand sie nur noch Überreste einer Ruine vor.

Sie schwor sich, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um ihr Volk wieder zum alten Glanz zurück zu führen und jeden Feind zu Zerschlagen, wo diesem Ziel im Weg steht. Sie fühlte sich dazu verpflichtet, ihr damaliges Versagen wieder zu bereinigen und schwor sich, nie wieder Schwäche zu dulden.

Nach einiger Zeit in Silbermond hörte Jesyca in einem Gespräch von einer Gruppe von Hochgeborenen. Sie machte sich auf die Suche nach ihnen um herauszufinden, welche Ziele sie verfolgten. Sie war gewillt, jeden Einzelnen von ihnen zu töten, wenn sie ähnliche Ziele wie der damalige Geheimbund verfolgten. Diesmal hatte sie sich auf alles vorbereitet und würde ohne zu Zögern sofort tödlich Zuschlagen...
Jesyca stellte bei ihren Nachforschungen fest, dass die Ziele der Hochgeborenen auch ihre Ziele waren und nahm sich vor, sich ihnen anzuschließen.
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